Vinyasa, Yin, Hatha, Ashtanga oder doch eher Power, Aerial oder Acro Yoga? In den vielen verschiedenen Yoga Arten, kann man schnell den Überblick verlieren.
Gut also, mal kurz ein bisschen Klarheit in die vielen Arten, Stile und Richtungen zu schaffen.
Generell ist zu bedenken, dass nicht jede Yoga Praktik und Klasse sich auf die gleichen Grundsätze bezieht. Yoga ist nämlich viel mehr als nur eine körperliche Praktik. Hinter dem Begriff des Yoga steht tatsächlich eine alte Tradition, welche die grundlegenden Themen des Lebens versucht philosophisch zu erklären.
Doch eins nach dem anderen, versuchen wir also ein bisschen Klarheit in die verschiedenen Yoga Arten zu bringen.
Die Disziplin des Yoga
Der Begriff des Yoga wird in unserem heutigen Verständnis oftmals falsch verstanden. Viele verbinden mit dem Begriff einen trainierten Körper, Räucherstäbchen und ab und an mal das Singen von Mantren.
Dabei ist Yoga eine tiefe Wissenschaft, welche seit etwa 5000 Jahren in verschiedenen Schriften aufgegriffen, diskutiert, neu interpretiert und ausgeführt wird.
Bereits alte Malereien zeigen Menschen, wie diese Posen halten, um körperliche Erfahrungen und spirituelle Weisheiten zu erlangen. Hinzu kommen verschiedene Schriften, welche den yogischen Hintergrund immer wieder neu interpretieren.
Generell meint das Wort Yoga die individuelle Praktik (körperlich, geistig und emotional), um mit seinem eigenen, höheren Bewusstsein in Kontakt zu treten. Resultat soll das Beruhigen der Gedanken sein, um sich dann mit einem höheren Verständnis seinem Umfeld zu widmen.
Dabei ist die Grundannahme, dass nur ein ruhiger Gedankenstrom es dem Individuum erlaubt, sich mit Menschen, seinem Umfeld und höheren Ideen grundlegend zu verbinden.
- Aufmerksamkeit,
- Verständnis,
- Disziplin,
- Flexibilität,
- Akzeptanz,
- Bedingungslose Liebe,
- Keine Konditionierungen,
- Keine Anhaftungen,
- Ein Zustand des Friedens und der Glückseligkeit.
Geschichte des Yoga
Die Geschichte des Yoga reicht weit zurück und ist sehr komplex, da viele verschiedene Schriften die Ideen aufgreifen, verfeinern und mit weiteren Wissen anreichern: So wurden bereits vor 5000 Jahren Personen in meditativer Haltung auf Wandmalereien dargestellt.
Neben diesen Malereien entstanden vermutlich aus derselben Zeit Verse, wie die Bhagavad Gita, welche als grundlegender und auch als einer der wichtigsten yogischen Texte verstanden werden kann.
Dabei ist die Grundlage des Yoga stets mit der Frage unseres irdischen Lebens verbunden: Welche Wege können beschritten werden, um in Balance mit sich selbst und seiner Umwelt zu leben? Die Schrift der Bhagavad Gita gibt hierzu Antworten, um das eigene Leben in Frieden und innerer Zufriedenheit zu leben.
Diese philosophischen Konzepte greift auch das heutige Yoga mehr oder weniger präsent in den verschiedenen Stilen und Richtungen wieder auf.
Yoga und der Sinn des Lebens
Ein jeder Yogi konnte vermutlich schon feststellen, dass mit der intensiven Praktik sich nebenbei viele hilfreiche Routinen und neuartige, ganzheitliche Auffassungen in das Leben einschleichen.
Zudem bieten die yogischen Schriften sichere Wege an, um die eigene Persönlichkeit aus der Sozialisation heraus zu schälen – und schließlich ohne Ballast den Pfad von persönlichem Glück zu leben.
Dank der vielen Tools wie Asana, Meditation, die Reinigung des Körpers, dem Singen von Mantren des Yoga kann jedes Individuum seinen ganz eigenen Weg hin zur Selbsterfüllung finden.
Die verschiedenen Arten des Yoga
Mit der Zeit konnte die traditionelle Praktik des Yoga immer wieder Erweiterungen, Interpretationen und auch Zusammenschlüsse mit anderen Disziplinen finden. Die Grundlage von Herabschauenden Hund und Co. ist jedoch das Hatha Yoga, welches als das klassische Yoga verstanden werden kann.
Hatha Yoga
Um etwa 600 n. Chr. entstanden, fokussiert sich das Hatha Yoga auf der Reinigung des Körpers. Denn nach der Ansicht des Hatha Yogas, kann erst mit einem reinen Körper an der Reinigung des Geistes gearbeitet werden.
Demnach werden im Hatha Yoga Atmung und körperliche Bewegungen miteinander verbunden, um eine Balance zwischen Körper und Geist zu stimulieren.
Dabei wird hier von den zwei verschiedenen Prinzipien, der Mondenergie und der Sonnenenergie ausgegangen, welche es durch die verschiedenen Übungen miteinander zu harmonisieren gilt.
Hatha Yoga ist ein ruhiger Stil, in dem die Posen länger gehalten werden. Es eignet sich daher auch hervorragend für Anfänger, Einsteiger und auch ältere Menschen.
Bhakti Yoga
Das Bhakti Yoga beschreibt eine psychische Praktik und geht davon aus, dass das Individuum durch die kollektive Sozialisation nach bestimmten Muster handelt.
Im Bhakti Yoga gilt es, diese Muster aufzulösen und Konditionen aufzubrechen. Durch tägliche Routinen können positive Änderungen im Leben eines Yogis bewirkt werden.
Diese Art des Yoga ist daher keine gelegentliche Praktik, sondern eine komplette Ausrichtung an die yogischen Richtlinien. Das beinhaltet das stetige Ziel, die eigene Persönlichkeit zu transformieren.
Karma Yoga
Diese Ausrichtung des Yoga ist in unseren westlichen Breitengraden eher unbekannt. Und doch ist Karma Yoga ein wichtiger Aspekt des yogischen Lebens.
Karma meint im Generellen eine Bewegung, welche durch eine Aktion angestoßen wird. Karma Yoga besagt, dass jede Aktion zu einer Bewegung im Fluss des Lebens führt. Kein Mensch ist frei von Karma, da wir durch unsere Geburt in den Fluss der Bewegung geboren wurden.
Jeder Mensch kann Karma Yoga ausführen, indem Handlungen ausgeführt werden, bei denen jedoch keine Erwartungen an das Ergebnis anhaften. Nur wenn ein Mensch Aktionen ohne jegliche Anhaftungen an das Ergebnis ausführt, kann dieser nach yogischer Sicht in Frieden und Freiheit leben.
Gyan Yoga
Auch Jnana Yoga genannt, bezeichnet den starken Drang nach Wissen und Antworten, welche das Leben betreffen.
Dabei meint diese Ausrichtung des Yoga das generelle Bestreben, die eigene Persönlichkeit intellektuell, intuitiv und emotional zu entdecken. Die Ausrichtung des Jnana Yoga ist weniger eine körperliche, sondern vielmehr eine geistige Bewegung – und beschreibt damit die Arbeit an sich selbst auf intellektueller Ebene.
Es ist der Pfad, der darin besteht, die vorgegebenen Muster und Wissen in Frage zu stellen und daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Generell hat nicht jeder Mensch die Bedingungen, um diesem Pfad des Gyan Yoga zu folgen.
Mantra Yoga
Diese Praktik beschreibt das repetitive Aufsagen von Mantren, um eine entspannende, klärende oder reinigende Wirkung zu erlangen. In Yoga Klassen werden oftmals Mantren genutzt, um etwa die Klasse zu öffnen oder zu schließen.
So ist beispielsweise der Sound des Om (A-U-M) ein Mantra, mit welchen die meisten Yogaklassen geöffnet und abgeschlossen werden.
Das Om kann nach hinduistischem Verständnis als universelle Silbe, als absoluter Urton und Essenz von Allem, verstanden werden, welche durch die verschiedenen Chakren des menschlichen Körpers resoniert.
So kann zum Beispiel durch das repetitive Singen des Lautes Om mehr Wohlbefinden, Kraft und Fokus erlangt werden. Neben dem Om gibt es noch viele, weitere Mantren, wie beispielsweise das Gayatri Mantra. Dabei ist das Om das Heiligste der Mantren.
Swara Yoga
Meint die Ausführung der Steuerung der verschiedenen Energieströme durch die Nasenlöcher. Dabei wird wieder von den dualistischen Grundenergien, welche durch die jeweiligen Nasenlöcher fließen, ausgegangen.
Demnach wird das linke Nasenloch mit der Mondenergie (Ida) und das rechte Nasenloch mit der Sonnenenergie (Pingala) in Verbindung gesetzt. Weiterhin wird im Swara Yoga davon ausgegangen, dass jeder Mensch eine individuelle einseitige Nasenlochdominanz hat. Was soviel bedeutet, dass ein Nasenloch verstärkt Luft zum Atmen aufnimmt.
Durch die Übungen im Swara Yoga sollen beide Nasenlöcher und damit die Luftströme harmonisiert werden. Sowohl das Hatha Yoga als auch das Kundalini Yoga greifen diese Gedankenströme auf und beziehen diese in ihre Praktiken mit ein.
Kundalini Yoga
Im Kundalini Yoga wird davon ausgegangen, dass es eine spirituelle Kraft im Körper, die Kundalini, zu erwecken gilt. Dieses Erwecken der eigenen, im Becken eines jeden Menschen sitzenden, Energie wird als eine der höchsten Bewusstseinsstufen verstanden.
Durch bewusst ausgeführte Atemübungen sowie diesbezüglicher Bewegungsabläufe, den Kriyas, kann diese Energieschlange über die Chakren als Energiezentren aufsteigen.
Kundalini Yoga ist eine spirituelle Praxis und beinhaltet weniger körperliche Übungen, dafür viele Atem- und Reinigungsübungen. In Kombination mit dem Aufsagen von prägnanten Mantren wird sowohl auf eine körperliche, als auch soziale und gesellschaftliche Reinigung abgezielt.
Tantra Yoga
Tantra ist eine Jahrtausend alte Tradition, deren Wurzeln bereits um das zweite Jahrhundert angesiedelt sind. Dabei werden hinduistische und auch buddhistische Grundprinzipien aufgegriffen.
Ziel des Tantra Yoga ist es, die beiden dualistisch angeordneten Energien, die Shiva- und Shakti Energie, durch körperliche und spirituelle Übungen miteinander zu verbinden.
Dies führt zu einer Befreiung und auch Ausweitung dieser Energien. Dafür bedient sich das Tantra Yoga Asanas, Meditation, Pranayama, Mudras und Weiteren um mit diesen eine Befreiung aus dem physischen Körper heraus zu bewirken.
Auch die Glaubenssätze des Kundalini Yoga werden im Tantra wieder aufgegriffen: Generell wird davon ausgegangen, die Lebensenergie (auch Shakti-Energie, welche im Schoße des Menschen sitzt), durch die verschiedenen genannten Techniken zu erwecken.
Aber was ist mit…?
Die folgenden Yoga Stile/ Richtungen kamen erst mit dem Einbruch der Moderne in unser Bewusstsein und gelten daher als neue Richtungen. Der Übersicht wegen (und auch, weil auch diese Stile und Richtungen ihre absolute Daseinsberechtigung haben) finden diese nun hier ihre Erwähnung.
Ashtanga Yoga
Vermutlich kennen viele das Ashtanga Yoga. Diese Richtung gliedert sich in die Tradition des Hatha Yoga ein und nutzt primär Asana und Meditation und ist körperlich sehr herausfordernd. Durch die sich immer wiederholenden Bewegungensabläufe, soll der Gedankenfluss unter Kontrolle gebracht werden.
Es heißt, dass Ashtanga Yoga für jeden Menschen zugänglich ist, tatsächlich sind die Ashtanga Klassen sehr herausfordernd und eher für bereits erfahrene Yogis. Gleichzeitig ist es jeden Menschen möglich, die Resultate der Praktik des Ashtanga Yoga zu erfahren.
Im Amerikanischen wurde das Ashtanga Yoga bereits abgewandelt und ist ebenso unter dem Begriff des Power Yoga zu finden. Im Power Yoga variieren jedoch die Bewegungsabläufe und sind nicht, wie im Ashtanga Yoga, festgelegt.
Vinyasa Yoga
Vermutlich kennen viele die fließenden Vinyasa Klassen, die viel Spaß bringen und ein nachhaltig, schönes Körpergefühl geben.
Vinyasa kann im Groben mit dem Wort Fluss übersetzt werden. Tatsächlich beschreibt das auch ganz gut, worum es in den Klassen geht: Einen fließenden Ablauf von verschiedenen Sequenzen. Dabei ist jede Klasse ganz individuell und kann nach einem bestimmten Thema aufgebaut sein.
Das Vinyasa gliedert sich ebenso wie das Ashtanga Yoga in die Tradition des Hatha Yoga ein. Der einzige Unterschied ist, dass Vinyasa Klassen sehr frei, mit unterschiedlichem Fokus, gestaltet sein können. Während die Ashtanga Klassen stets einem vorgegebenen Bewegungsablauf folgen.
Vinyasa Yoga eignet sich gut für jene, die sich körperlich mit fließenden Bewegungen Herausfordern und trotzdem Aspekte wie Atmung und Achtsamkeit mit berücksichtigen wollen.
Yin Yoga
Auch das Yin Yoga basiert auf dem Prinzip der Dualität zweier gegenüberstehender Energien. Dabei wird sich im Yin Yoga auf die Harmonisierung der beiden Prinzipien fokussiert, indem in der Klasse passive und nur wenig körperlich anstrengende Posen gehalten werden.
Durch das lange Halten der Posen können tiefliegende Emotionen aufkommen und weitere Reflektionen erfolgen. Das macht die Yin Yoga Klasse zwar körperlich nicht so anstrengend wie eine Ashtanga oder Power Yoga Klasse, jedoch öffnet die Klasse den Raum auf emotionaler Ebene.
Yin Yoga eignet sich für jede Altersgruppe und ist daher auch ideal für Einsteiger geeignet.
Yoga Nidra
Die Praktik des Yoga Nidra ist noch recht neu und wurde erst im 20. Jahrhundert von Swami Satyananda Saraswati aufgegriffen. Im Grunde genommen beschreibt die Praktik des Yoga Nidra eine Methode, in der ein schlafähnlicher Zustand eingenommen wird.
Hierfür wird durch eine gewisse Trancepraktik ein Non-Sleep-Deep-Rest Zustand eingenommen. In dieser Verfassung können Mantren und positive Affirmationen direkt in das Unterbewusstsein eingebettet werden.
Nach bisheriger wissenschaftlicher Erkenntnis wechselt das Gehirn während des Yoga Nidra in den Delta-Zustand, welcher eine komplette Tiefenentspannung aktiviert und dadurch Ängste und Spannungen auflöst.
Diese Praktik kann von jedem Menschen ausgeübt werden und verspricht langfristig ein verbessertes Schlafverhalten, eine höhere Widerstandsfähigkeit mit äußerlichen Einflüssen umzugehen sowie eine bessere emotionale Balance.
Aerial Yoga
Das Aerial Yoga ist eine recht neue Praktik und verbindet Pilates mit den traditionellen Yoga Asanas mit einem Tuch. Die erst im Jahre 2006 entstandene Yoga-Variation erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit.
Sonst schwierige Haltungen werden dank des Tuches ganz einfach in der Ausführung, daneben werden besonders die Bauchmuskulatur und die tiefergehenden Muskelgruppen trainiert.
Besonders die Verbindung von stärkenden Haltungen in Kombination mit der luftig-leichten Akrobatischen Komponente, macht Aerial Yoga sowohl für Beginner als auch fortgeschrittene Yogis so interessant.
Acro Yoga
Ist eine Verbindung von Yoga mit Akrobatik und üblicherweise wird mit einem Partner ausgeübt. Darüber hinaus werden im Acro Yoga Zirkus-, Cheerleading und Tanz-Elemente in die Ausführungen mit einbezogen.
Um Acroyoga sicher zu praktizieren, ist neben dem Paar eine weitere Person wichtig. Diese hilft beispielsweise, die Positionen korrekt auszuführen, zu verbessern und auch, um sicherzustellen, dass beide Personen geschützt sind.
Da dieses Yoga die meisten Verletzungen (etwa durch Fallen oder fehlerhafte Ausführung) hervorruft, sind die Übungen nur für bereits erfahrene Yogis zu empfehlen.
Welches Yoga ist für mich das Richtige?
Generell gilt: Alles, was gut tut, ist genau das Richtige. Yoga sollte im generellen Spaß machen, ein Gefühl von Wohlbefinden schenken und das eigene Leben im positiven bereichern.
Ob es nun bei der einmal wöchentlichen Klasse bleibt, oder doch der Tag yogisch gelebt wird, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Das gute am Yoga: Es ist alles fließend, die Übergänge sind schwammig, sodass schnell in verschiedenen Klassen die unterschiedlichsten Stile miteinander verbunden werden.
Wer Lust auf langfristige, dafür aber profundere Veränderungen in seinem Leben hat, sollte sich mit der spannenden Wissenschaft des Yoga auseinandersetzen.