Was ist Hatha Yoga? Alles über das Yoga der Kraft

Hashtag-Suche: Hatha Yoga. Ergebnisse: super durchtrainierte Körper räkeln sich an den schönsten Orten der Welt in knappsten Outfits. Ich streiche „Yoga Teacher Training“ von meiner Wunschliste. So sehe ich nicht aus und so kann ich mich auch nicht verbiegen. Das war mein Gedanke, als ich angefangen habe, mich näher mit Hatha Yoga zu beschäftigen.

Muss ich wirklich ein Schlangenmensch sein für Hatha Yoga? 

Nein. Wahrscheinlich interessierst du dich einfach für deine Gesundheit, deinen Körper, suchst nach Wegen deinen Geist zu entspannen und bist ein offener, neugieriger Mensch.

Ist Hatha Yoga eine Religion?

Nein. Wenn man Religionen aber unterstellt, dass sie eigentlich zu mehr Verbindung in der Welt beitragen wollen, dann kommen Religion und Hatha Yoga ins Gespräch. Yoga bedeutet Einheit. Einheit des Bewusstseins des Individuums mit dem universellen Bewusstsein. 

Das „ich könnte die Welt umarmen, egal warum eigentlich“-Gefühl, so ungefähr kannst du dir diese Ganzheit vielleicht vorstellen.

Ist Hatha Yoga also keine indische Sportgymnastik?

Nein. Entgegen der westlichen Entwicklung, wo Yoga vor allem als Sport wahrgenommen wird, meint Hatha Yoga viel mehr. Es ist eine Entscheidung, dein Leben neu auszurichten und dich dabei von Kopf bis Fuß pudelwohl zu fühlen.

Die Bedeutung: Sonne, Mond und Eins im Anderen

Hatha, aus dem Sanskrit übersetzt, bedeutet so viel wie Kraft, Anstrengung. Ich würde beschreiben, es ist vor allem eine große Hingabe nötig, wenn du den Hatha Yoga Weg gehen möchtest.

Des weiteren finden wir die Polarität Ha – die Sonne und Tha – den Mond in diesem Wort. Ha ist das Aktive, der Tag, die männliche Energie, Rationalität und Verstand. Tha ist das Passive, die Regeneration, die Nacht, die weibliche Energie, das Unbewusste, Träume und Emotionen.

Die Polaritäten sind beide wichtige Begleiter, um in die Balance zu kommen und sein Leben auf Harmonie auszurichten. 

Spitzensportler z.B. haben Regenerationsphasen fest in ihrem Trainingsplan integriert. Ohne dem Körper Ruhe zu geben, all das, was wir ihm „gesagt“ haben zu verarbeiten, kommt es zum „bla bla“-Effekt und weder Körper noch Geist verstehen irgendwas und senden dementsprechend verrückte Signale. 

Verrückte Signale wortwörtlich kann bedeuten, dass dein Kopf deinem Körper sendet, ein Symptom zu zeigen, weil etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Hatha Yoga möchte die Harmonie wieder herstellen. 

Hatha Yoga, Polaritäten vereint

Im Hatha Yoga sollen Gegensätze/ Polaritäten harmonisch vereint werden.  Je genauer wir schauen, umso bewusster wird uns, dass die scheinbaren Gegensätze sich ergänzen. Körper und Geist sollen in Einklang gebracht werden.

Ohne Tag keine Nacht, ohne Licht kein Schatten, ohne kühl kein heiß. Alles ist miteinander verwoben.

Verschiedene Reinigungstechniken des Hatha Yoga führen dazu, dass du in jeden Winkel deines Seins schauen kannst, um ordentlich aufzuräumen, auszumisten und neu einzurichten.

Woher kommt Hatha Yoga?

Aus der indischen Tantra Tradition vor circa 7500 Jahren. Tantra sucht genauso nach der Einheit von „allem was ist“ mit dem Individuellen Selbst wie Yoga. In beiden Traditionen wird alle Materie als eine Energieform angesehen. Das meiste Potential steckt in der Arbeit mit dem Bewusstsein und der Energie.

Yogas chitta vritti nirodha 
So schreibt es Patanjali, ein indischer Weiser und bedeutsamer Yogi in der Yoga Sutra. Es bedeutet: Yoga ist zur Ruhe-kommen unseres Geistes.

Das Bewusstsein wird Shiva genannt. Shakti wird die feste Materie genannt. Hatha Yoga nennt deine Selbst-Bewusst-Werdung, Samadhi, Erleuchtung.

Die Arbeit mit deiner festen Materie, deinem Körper

Stell dir vor, du liegst auf einer Sonnenliege und hast gerade Zeit dich zu entspannen, aber dein Nacken sagt ununterbrochen „au, aua, autschi, hier… es tut weh“. Wird dieser Moment dich in eine Entspannung führen oder nicht?

Vermutlich weniger. Wenn dein Körper dir Signale sendet, dass es ihm nicht gut geht, fühlst du dich nicht in deiner vollen Kraft und deine Gedanken kreisen nur um dieses Thema. Du findest keine Ruhe, weder auf geistiger noch auf körperlicher Ebene. 

Wird das zu einem Dauerzustand, wirst du dich eher energiearm fühlen in deinem Leben. Mit halbleeren Akkus lässt sich alles aber nun mal nur halb so gut anpacken. Hatha Yoga möchte dir helfen, deinen Körper und Geist gesund zu halten. 

Ein gesunder Geist und ein gesunder Körper bedingen sich gegenseitig. Die Wissenschaft hat das längst bewiesen. Unzählige Krankheiten mit körperlichen Symptomen haben ihren Ursprung im Kopf. Und das wussten schon die Mönche und Weisen vor vielen Jahren in Indien.

Deshalb wurden mit Hatha Yoga Bewegungen geschaffen, die sich auf deine Organe, deine Muskeln, Sehnen und dein ganzes System auswirken, damit du so lang wie möglich ein schönes Leben führen kannst.

Yoga und die Ebenen des Seins

Du verdaust, du atmest, du bewegst dich, dein Blut fließt, deine Hormone senden Botschaften etc. pp. Doch wir existieren nicht nur auf der körperlichen Ebene, sondern auf vielen verschiedenen Ebenen fließt unsere Energie. Die Lebensenergie wird Prana genannt.

Du kannst 5 Ebenen benennen:

  1. Die körperliche Ebene 
  2. Der Energiekörper 
  3. Der Mentalkörper 
  4. Der Intuitionskörper 
  5. Der Geistkörper.

In all diesen Ebenen sind über Generationen und Generationen unzählige Informationen abgespeichert. Du bist jetzt ein Produkt daraus und trägst all diese Angaben in dir.

Hatha Yoga lädt dich dazu ein, dir all das ganz bewusst zu machen, zu durchdringen und die Urquellen Ha -Vater und Tha -Mutter anzuzapfen, um dich wieder daraus zu speisen, ohne Umwege über „Dritte“.

Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Du sollst aber nicht zusätzlich das deiner Eltern, deren Eltern und deren Eltern mittragen.

Verschiedene Techniken für verschiedene Ebenen

Asanas werden die Körperhaltungen im Hatha Yoga genannt und kümmern sich um deine körperliche Ebene. Dabei ist es nicht wichtig, dass du besonders biegsam bist und jede Asana so ausführen kannst, wie es dir manche Bilder auf Social Media zeigen. Nein.

Unsere Körper sind sehr individuell und doch ein einziges Wunderwerk des Zusammenspiels. Du erforschst DEIN Wunderwerk und schaust, was möglich ist.

Um mit deinem Energiekörper in Kontakt zu kommen, schlägt Hatha Yoga dir Pranayama vor, Atemlenkung. Der Atem wird als die Body-Mind-Bridge bezeichnet. Indem du dich mit deinem Atem beschäftigst, bekommst du direkten Zugang in subtilere Schichten deines Seins.

Still mit sich zu sein, sich für Meditation zu öffnen, das empfiehlt dir Hatha Yoga, um deinen Geist, deinen Mentalkörper zu beruhigen. Auch verschiedene Asanas haben direkte Auswirkungen auf dein Nervensystem und können für Ruhe sorgen.

Du kannst lernen, zum Beobachter deiner Gefühle und Reaktionen zu werden, um nicht mehr von ihnen überrascht oder gar übermannt zu werden. Damit kannst du dir ein entspanntes Nervenkleid zulegen.

Unsere Intuition ist eine noch feinere Schicht unseres Seins. Um damit in Kontakt zu kommen, können wir beispielsweise Yoga Nidra praktizieren, so wird der yogische Schlaf genannt.

Die feinste Schicht ist unser Geistkörper. Auf dieser Ebene kannst du dir deiner Selbst bewusstwerden, die Einheit empfinden. 

Wie fange ich an Hatha Yoga zu üben?

Deine wichtigsten Begleiter sind:

  • Eine Matte oder ein Teppich
  • Bequeme Sportkleidung
  • Eine Decke oder ein Schal

Die erste Asana, die ich gelernt habe, heißt Makarasana, das Krokodil. Yoga macht es uns übrigens leicht, indem es uns Haltungen bildhaft benennt. 

Das kommt nicht von ungefähr, denn die alten Yogis sind tatsächlich durch Beobachtung der Natur und ihrer Lebewesen auf die Benefits der verschiedenen Asanas gestoßen.

Makarasana

Lege dich auf deinen Bauch. Nimm deine Beine auseinander und ziehe deine Knie leicht nach oben an, so dass die Innenseite deiner Füße den Boden berühren könnte. Wenn es für dich an den Knie Innenseiten unangenehm ist, kannst du dir zwei Schals falten und darunterlegen.

Stapel deine Unterarme unterhalb deines Gesichtes in einem für deinen unteren Rücken angenehmen Abstand aufeinander. Du kannst dabei deine Ellenbogen mit den Händen greifen. Lege deine Stirn auf diesem Stapel ab.

Wenn du möchtest, könntest du dir ein schweres Buch auf deinen unteren Rücken legen. Denn in Makarasana beschäftigen wir uns mit unserer entspannten Bauchatmung und mit Buch auf dem Rücken kannst du noch besser beobachten.

Lenke nun deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem und spüre, wie sich dein Bauch mit deiner Einatmung nach außen wölbt und mit der Ausatmung wieder zurück zieht zur Wirbelsäule. Dabei bewegt sich dein Buch auf und ab.

Und nun fühle dich eingeladen, dir verschiedene Qualitäten deines Atems einmal genauer anzusehen. Dazu kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Ist meine Ein- und Ausatmung gleich lang?
  • Ist meine Ein- und Ausatmung gleich intensiv?
  • Mache ich Pausen zwischen Ein- und Ausatmung?
  • „Stolpert“ mein Atem oder ist es ein Fluss?

Mach dir die Antworten einfach nur bewusst und lass diese Bewusstmachung allein dafür sorgen, dass sich etwas ändern darf, nur weil du offen dafür bist. Füge nichts künstlich hinzu. Verändere den Atem nicht durch Druck oder übermäßigen Kraftaufwand.

Stell dir eine entspannte Brandung vor. Die Wellen kommen und gehen. Es ist eine unendliche, vollkommene Bewegung, ohne Pausen, ohne Rhythmus-Änderungen, ganz ruhig und entspannt. Das ist unser Ziel im Hatha Yoga. Zurückzufinden zu unserer ganz natürlichen, entspannten, vollen Bauchatmung.

Hatha Yoga off the mat

Nachdem der Fokus im Hatha Yoga auch auf den Asanas auf deiner Matte liegt, könnte man es leicht mit einer Sportart verwechseln. Doch Hatha Yoga geht weit über deine Matte hinaus und betrifft dein ganzes Leben.

Du bist keine andere Person, wenn du auf die Matte trittst oder von ihr herunter. Es passiert ganz natürlich, dass du dir durch intensive Beschäftigung mit Hatha Yoga dein ganzes Leben anschaust, z.B.

  • Deine Essgewohnheiten
  • Deine Gewohnheiten im Allgemeinen
  • Wie du andere Lebewesen behandelst
  • Wie du Mutter Natur behandelst
  • Was für dich wertvoll und sinnvoll im Leben ist
  • Wo du dich abhängig fühlst
  • Liebe, Angst, Freiheit -was bedeutet das für dich
  • Deine Selbst-Bewusst-Werdung.

All diese Fragen werden vermutlich auftauchen. Weshalb eine Hatha Yoga Praxis sehr emotional sein kann. Denn wenn wir uns in Bewegung bringen, bringen wir auch alle in uns gespeicherten Informationen in Bewegung. Loslassen kann wehtun und sehr heilsam sein.

Die Schwestertradition des Hatha Yoga, Ayurveda, setzt sich zur Heilung des Körpers z.B. sehr viel mit der Ernährung auseinander und empfiehlt Hatha Yoga als eine Reinigungstechnik. Hinzu kommen noch typisch ayurvedische Massagen und Reinigungskuren. 

Hatha Yoga wird dich flexibel und stark zugleich machen. Denn in beiden Aspekten ist das jeweils andere enthalten.

Mira war schon immer fasziniert von der Kraft der Verbindung von Körper und Geist. Das führte sie zum Yoga, das für sie viel mehr ist als eine körperliche Praxis. Es geht darum, zum wahren inneren Kern des eigenen Selbst vorzudringen und sich von alten Mustern zu befreien. Sie liebt es, auch anderen dabei zu helfen, und glaubt, dass jeder lernen muss, mit seinen eigenen Erwartungen umzugehen, bevor er hoffen kann, die Erwartungen anderer zu erfüllen.

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