Auf die Frage „Was ist Yoga?“ würden viele Menschen warscheinlich mit „eine Sportart“ antworten. Dass Yoga aber viel mehr als nur Bewegung ist, zeigt zum Beispiel die Yogaart Kundalini Yoga.
Das Yoga des Bewusstseins
Kundalini Yoga wird auch als Yoga des Bewusstseins bezeichnet.
Um das besser zu verstehen, stell dir bildlich einen Eisberg vor. Was wir von Eisberg sehen können, ist nur die Spitze. Der größte Teil ist unter der Wasseroberfläche und für uns nicht sichtbar.
Genau so ist es mit deinem Bewusstsein und Unterbewusstsein. Die Dinge, die wir bewusst denken und wahrnehmen, sind unser Bewusstsein. Der größte Teil, der unser Handeln stark beeinflusst, liegt aber in unseren Unterbewusstsein. Hier sitzen Ängste und verdrängte negative Erfahrungen, die uns im Alltag einschränken können, ohne, dass wir es merken.
Durch Kundalini Yoga kannst du wieder mehr zu dir selbst finden. Du beschäftigst dich mit dem Teil des Eisbergs, der unter der Wasseroberfläche ist.
Dadurch, dass du dich mehr mit deinem Unterbewusstsein auseinander setzt, kannst du neue Talente und Fähigkeiten in dir entdecken, die du sonst vielleicht nicht wahr genommen hättest.
Diese komplexe spirituelle Praxis ist schwierig zu beschreiben und besser zu verstehen, wenn du sie selbst erfährst.
Wie läuft eine Kundalini Yogastunde ab?
Eine Kundalini Yogastunde ist in der Regel 90 Minuten lang.
Bei einer klassischen Kundalini Yogastunde wärmst du dich mit lockeren Bewegungen, häufig zu Musik, sanft auf.
Im Anschluss wird gechantet. Chanting beudeutet beim Yoga, dass gemeinsam Mantren gesunden werden. Diese Mantren sind auf der altindischen Sprache Sanskrit. Meist erklärt dir dein:e Yogalehrer:in die Bedeutung des Mantras. Häufig werden Texthefte ausgeteilt, da nicht jeder die Mantren auswendig kann.
Danach folgt die Übungsreihe, bei der verschiedene Asanas ausgeführt werden. Diese bilden den Hauptteil der Yogastunde, der auch Kriya genannt wird. Die Übungen bauen aufeinander auf und es gibt verschiedene Übungsreihen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf den Körper. Beispielsweise kann das Herz oder das Verdauungssystem im Fokus einer Übungsreihe stehen. Die Atmung ist, wie bei vielen anderen Yoga-Arten auch, besonders wichtig und wird mit dem Übungen verbunden.
Im Anschluss wird in die Tiefenentspannung übergegangen.
Am Ende der Stunde folgt eine Meditation. Auch bei der Meditation gibt es verschiedene Arten.
Zum Schluss der Stunde wird zur Ausstimmung oft nochmal ein Mantra gechantet.
Natürlich gibt es auch Kundalini Yogastunden, die von dieser typischen Abfolge abweichen. Ob dir eine Yogaart gefällt, hängt meist nicht nur vom Yogastil, sondern auch von der Yogalehrerin oder dem Yogalehrer ab.
Woher kommt Kundalini Yoga?
Die Herkunft von Kundalini Yoga ist bis heute unklar. Es ist jedoch bekannt, dass Yogi Bhajan, ein Yogalehrer aus Pakistan, die Yogapraxis in den 60er Jahren in den westlichen Ländern bekannt machte.
Was bedeutet Kundalini?
Kundalini ist die kosmische Energie in uns. Das Wort Kundalini bedeutet übersetzt so viel wie „die Aufgerollte“. Im Tantrismus wird metaphorisch eine Schlange verwendet, die am unteren Ende unserer Wirbelsäule zusammengerollt schläft. An dieser Stelle sitzt das Muladhara-Chakra.
Doch was genau schlummert da in unserer Wirbelsäule?
Nach der indischen Philosophie besitzen wir alle eine Art Schöpferkraft, die in uns schlummert.
Um das Ganze etwas besser zu verstehen, müssen wir uns die Chakren genauer anschauen.
Die 7 Chakren
Im Hinduismus wird davon ausgegangen, dass in jedem Menschen eine Urenergie schlummert. Diese bietet kreatives geistiges Potential, wird aber von dem meisten Menschen nicht erweckt.
Dieses Potential sitzt im untersten Chakra im unteren Teil der Wirbelsäule.
Die Lebensenergie soll durch Kundalini-Yoga erweckt werden und durch Energiekanäle, die Nadis, transportiert werden.
Damit die Energie fließen kann, dürfen diese sogenannten Nadis nicht blockiert sein.
Blockierungen der Nadis können aber beispielsweise durch Atemübungen, sogenanntes Pranayama, gelöst werden.
Die Chakren spielen beim Kundalini Yoga eine große Rolle. Im Yoga geht man davon aus, dass es in unserem Körper sieben Energiezentren gibt.
Diese sieben Energiezentren werden Chakras genannt und verlaufen entlang der Wirbelsäule bis hoch zum obersten Chakra in deinen Kopf. Insgesamt gibt es sieben Chakren. Jedes dieser Energiezentren wird mit einer bestimmten Farbe und Körperstelle in Verbindung gebracht und hat individuelle Aufgaben.
Chakra #1: Wurzel Chakra (Muladhara)
Das unterste Chakra ist das Wurzelchakra, hier sitzt die Kundalini Energie.
Damit die Kundalini Energie fließen kann, müssen alle Chakren frei sein. Genau dort setzt Kundalini Yoga an.
Kundalini Yoga kann die Chakren reinigen, sodass die Kundalini Energie fließen kann.
Dadurch können emotionale Blockaden gelöst werden.
Bei verschiedenen Menschen können unterschiedliche Chakren blockiert oder gestört sein. Dies kann man aber auf verschiedene Arten, beispielsweise durch spezielle Chakren Meditation wieder ins Gleichgewicht bringen.
Chakra #2: Sakralchakra
Darüber in unserer Bauchgegend befindet sich das Sakralchakra. Die damit assoziierte Farbe ist Orange und es steht für die emotionale Ebene in uns. Bei einem reinen Sakralchakra fühlen wir uns emotional ausgeglichen und glücklich. Lustlosigkeit und Unausgeglichenheit können auf ein blockiertes Sakralchakra hindeuten.
Chakra #3: Manipura Chakra
In unserer Magengegend befindet sich das dritte Chakra, das sogenannte Nabel oder Manipura Chakra. Dieses ist Gelb und ist für unser Handeln und unsere Zielstrebigkeit verantwortlich. Es steht für Tatendrang.
Chakra #4: Herz Chakra
Darüber befindet sich in Grün das Herz-Chakra. Dieses Chakra steht für Mitgefühl und Liebe. Wenn dieses Chakra blockiert ist, fühlt man sich oft einsam und es fällt schwer, Beziehungen zu pflegen.
Chakra #5: Vishudda-Chakra
Eine Ebene höher, im Bereich des Kehlkopfes, befindet sich in einem hellen Blauton das Vishudda-Chakra. Dieses Chakra steht für das Hören und Sprechen der Wahrheit. Ist dieses Chakra bei Menschen blockiert, haben diese oft Probleme, sich verständlich auszudrücken.
Chakra #6: Ajna-Chakra (Das dritte Auge)
Knapp oberhalb der Augenbrauen sitzt das Ajna-Chakra, auch drittes Auge genannt. Die Farbe des Chakras ist Indigo-Blau. Dort entstehen unsere Gedanken und Zukunftsvorstellungen. Wir ziehen die Dinge an, die wir uns vor unserem inneren Auge vorstellen.
Chakra #7: Kronenchakra
Das letzte Chakra ist das Kronenchakra. Dieses wird auch mit dem Bild eines tausendblättrigen Lotus assoziiert.
Wenn die Kundalini-Energie bis ins Kronenchakra hinaufsteigt, spricht man vom Erwachen des Kundalini. Oft wird in diesem Zusammenhang von „Erleuchtung“ gesprochen.
Wenn dich das Thema stärker interessiert, ist vielleicht auch eine Chakra-Meditation für dich geeignet.
Fazit: Probier es aus
Wenn du offen bist für spirituelle Erfahrungen und dich stärker mit deinem Geist verbinden möchtest, solltest du Kundalini Yoga mal ausprobieren. Es kann ein sanfter Weg sein, um deine Kundalini Energie zu erwecken. Am besten ist es, wenn du ohne Vorurteile und neutral in deine erste Kundalini Yogaklasse gehst und dich auf die neue Erfahrung einlässt.
Gib dem Ganzen etwas Zeit und dir mehrere Stunden lang die Chance, dich darauf einzulassen.
Ich wünsche dir viel Spaß!
FAQ
Was bringt mir Kundalini Yoga?
Wenn du dich für das Thema Persönlichkeitsentwicklung interessierst, kann dir Kundalini Yoga dabei helfen, näher zu dir selbst zu finden und dich mit deiner spirituellen Seit zu verbinden.
Was wir glauben, bestimmt unser Handeln und unser Handeln bestimmt unser Leben. Durch einen stärkeren Glauben an uns selbst, können wir unser Potential entdecken und uns entfalten.
Ist Kundalini Yoga für mich geeignet?
Kundalini Yoga ist für dich geeignet, wenn du offen für spirituelle Erfahrungen bist.
Es geht beim Kundalini Yoga um mehr als nur die physischen Asanas. Du lernst beim Kundalini
Yoga vor allem, deinen Geist zu beruhigen.
Was benötige ich für meine erste Kundalini Yogastunde?
Du benötigst für deine erste Kundalini Yogastunde nichts anderes als für andere Yogaklassen. Zieh dir bequeme Kleidung an und nimm dir am besten deine eigene Yogamatte mit, auf der du dich wohlfühlst. Solltest du keine eigene Yogamatte besitzen, frag am besten nochmal nach, ob dein Yogastudio dir eine Matte zur Verfügung stellen kann.